Karla und Steve
Wir trafen uns auf dem Bienitz, weil dort eine Ruine steht und ich Lust auf ein bisschen Lost Place hatte. Es handelt sich um die alte Gaststätte, die leider irgendwann mal abgebrannt ist. Jetzt steht quasi nur noch das Stahlgrundgerüst da mit etwas Überdachung. Als wir uns trafen, regnete es auch etwas, so dass wir darunter geschützt waren. Der Nachteil war allerdings das nicht vorhandene Licht. Der Hintergrund war hell, die Beiden waren dunkel. Zwar kann man vieles in der Nachbearbeitung rausholen – sinnvoll ist es aber, mit einer Lampe nachzuhelfen. Also baute ich mein Equipment auf und sorgte für etwas Licht. Sowas dauert immer etwas, weil die richtige Position und Helligkeit erst gefunden werden muss. Da ist es sehr schön, wenn das Pärchen Zeit und Geduld mitgebracht hat. Aber das sollte man bei so einem Unternehmen sowieso 😉
Karla hatte ein paar hübsche Outfits, die sie mir zunächst präsentierte und ich danach einen Plan überlegte, wo wir was in Szene setzen.
Ich hatte Lust, die Jeansshorts in der Ruine zu verwenden, in Kombination mit einem bauchfreiem Top. Steve hatte ein legeres Shirt mit Blauverlauf, was dazu passte.
Die Straße durch die Allee
Bereits bei der Anfahrt zur Location fiel mir die Allee auf. Die Sonne stand schon relativ tief, so dass es etwas dunkel war, aber die Sonne stand günstig gerade zur Allee. Mit Schuss und Gegenschuss habe somit zwei interessante Lichtsituationen genutzt.
Hier wirkt die Allee wie ein Tunnel und die Beiden werden von der Sonne von vorn angeleuchtet.
Kritikpunkt an mich selber 😉 Die Pose würde ich heute nicht mehr so umsetzen. Durch die Hände in der Mitte von ihrem Bauch wirkt es eher wie eine Schwangerschaftspose. Aber zu meiner Verteidigung: Das Shooting war 2017…
Die untergehende Sonne
Der Trick mit den Wolken
Wenn man das Pärchen und den Himmel gleichermaßen zeigen will, ergibt sich eine Schwierigkeit: Der Himmel ist viel heller. Entweder man belichtet richtig auf den Himmel, was dazu führt, dass das Pärchen ziemlich dunkel wird. Oder man belichtet auf das Pärchen, was zu Folge hat, dass der Himmel überstrahl ist und keine Struktur mehr zu sehen ist.
Um beides zu zeigen, gibt es zwei Herangehensweisen: HDR (High Dynamic Range) und Blitzen. Bei HDR werden mehrere Belichtungsstufen zu einem Bild zusammen gerechnet. Inzwischen beherrschen das viele Handys und Kameras von Haus aus.
Beim Blitzen wird auf den Himmel belichtet und dann das Pärchen aufgehellt. Das ist deutlich komplizierter, aber man bekommt auch einen besonderen Look und wird besonders gerne in der Fashionfotografie praktiziert.
Bei dem vorherigen Bild ist der Himmel ausgebrannt und das Pärchen belichtet (ohne Blitz). Beim folgenden Bild habe ich den Blitz eingesetzt, weil ich die Wolken zeigen wollte.
Auch wenn die Pose natürlich aussieht, sie ist es nicht. Die Beiden stehen versetzt und drehen sich zueinander. Dadurch ist es möglich, ihr Kleid von vorne zu zeigen und auch beide Gesichter. Bei einem Kleid, was einen raffinierten Rücken hat, würde ich das Bild einfach andersrum machen.
Ob die Pärchen sich richtig küssen dürfen, kurz vorher stoppen oder nur die Lippen aufeinander reiben sollen, entscheide ich immer individuell. Meistens mache ich alle Varianten und entscheide mich dann für die Schönste.
Ein bisschen flirten...
…ist gar nicht so einfach. Karla musste sich nämlich für die Pose ziemlich weit rumdrehen und aus dem Fenster lehnen, damit ihr Gesicht im Licht war.
Steve habe ich so platziert, dass der Türschlitz verdeckt war und er sich lässig in das Fenster lehnen konnte. Die linke Hand komplett in die Hosentasche (ich achte immer drauf, dass der Daumen nicht rausguckt, weil das immer komisch und unnatürlich aussieht.)
Karla musste sich sehr weit nach vorne auf den Sitz setzen, so dass sie sich genügend weit auf die Fahrertür stützen konnte. Das Wichtigste war aber auch hier wieder das Hohlkreuz und die Knie. Diese sollten immer versetzt werden. Sieht viel besser aus, als wenn sie nebeneinander wären.
Ich habe die Beiden so lange am Auto herumgerutscht, bis sie genau richtig standen. Denn Karla sollte einen guten Platz zum Sitzen haben (der Kotflügel bot sich am Besten an) und tatsächlich sollte auch das Auto gut zu sehen sein.
Steve parkte das Auto also Millimeter genau so, wie ich es mir vorstellte. Selbst die Reflektion und die leicht eingeschlagenen Räder sind kein Zufall. Nur die Scheinwerfer haben wir ausgelassen. Passte noch nicht zum Umgebungslicht.