Jessica und Patrick – „Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet…“
Die liebe Mama von Patrick hatte den Beiden zu Weihnachten einen Paarshooting Gutschein geschenkt. Und der Grund war eigentlich totaler Eigennutz: Sie hatte einen Bilderrahmen, den sie gefüllt haben wollte. Mehrere Bilder als Collage. Nun gut, meine Bilder sind zwar nicht so sehr zum Verschenken gedacht, aber wenn ich das im Vorfeld weiß, machen wir natürlich auch solche (die ich hier aber nicht zeige).
Aus Zeitgründen hatten wir im Vorfeld nur kurz über die Outfits geredet – ja ich weiß, es nimmt etwas Zeit in Anspruch, aber dafür werden die Bilder dann auch besser, wenn ich noch Tipps geben und mir schonmal Ideen überlegen kann.
„Auf einer Skala von 1-10… wie ungeschickt stellen wir uns an?“
Nachdem die erste Szene (Casual Outfit vor Steinwand) im Kasten war und es an der Zeit war, in das zweite Outfit zu schlüpfen, stellte mir Patrick diese Frage. Ich erwiderte, dass das keine Rolle spielt, denn ich bin es ja, der anleitet. Wenn etwas nicht gelingt, dann ist es alleine meine Schuld. Natürlich muss auch ich mich erstmal an jedes Pärchen rantasten. Ihnen die Anspannung nehmen. Was funktioniert, was nicht? Welche Posen sind vorteilhaft, welche sollten wir streichen?
Bei einem Fotoshooting sind ja bei mir immer eine gewisse Anzahl an Bildbearbeitungen inklusive. Die Pärchen entscheiden dabei selber, welche Bilder sie bearbeitet haben wollen (wie das hier z.B.). Meine Wahl, wenn ich sie zeigen darf, fällt oftmals anders aus. (so wie das nächste).
Bei dieser Pose muss Mann sich etwas eindrehen. Zum einen, damit er seine Frau besser halten kann und zum anderen wirken die Schultern automatisch breiter. Bei der Frau kommt der Po etwas mehr rum. Sie kann sich zudem in seine Arme fallen lassen – für manche ungewohnt, aber eine schöne Erfahrung.
Das kleine Schwarze
Dann hatten Jessica noch zwei schicke Outfits dabei. Ein schwarzes Minikleid sowie einen schwarzen Jumpsuit. Auf dem ersten Blick sahen beide ähnlich aus, aber als erfahrenen Fotograf 😉weiß ich, dass man bei einem Jumpsuit den Po besser betonen kann. Also Minikleid für Romantik, Jumpsuit für verrucht.
Zunächst nutzen wir meine Chaiselongue im Fotostudio. Die erlaubt, dass der Mann sich breit hinsetzen und die Frau sich sinnlich an ihn schmiegen kann. Beide bekommen dadurch eine sexy Figur. Wieso die beiden Bilder unterschiedlich aussehen? Das erste Foto habe ich zuerst bearbeitet – war ihr Wunsch – während ich das zweite ausgesucht habe. Ich habe sie auch nicht nacheinander bearbeitet, sondern mit Abstand und da ist es typisch, dann Bearbeitungen anders aussehen. Insbesondere, wenn man nicht einfach nur mit Filtern arbeitet, sondern händisch an jedem Foto bastelt.
Romantik im Traumgarten
Während es im Studio erträglich kühl war, sah es im Traumgarten schon anders aus – schließlich war Sommer.
Zunächst führte ich die Beiden auf meine Jugendstil Sitzecke. Das passte am Besten, wie ich fand. Außerdem wollte ich meine neue Palme mit einsetzen.
Hier ist der Trick, dass sich die Frau frontal setzen kann und der Mann rittlings auf die Bank. Das erlaubt ihm, sie sinnlich an sich zu ziehen, während sie ihn anflirten kann. Dazu nutze ich gerne den Klassiker „mit den Haaren spielen“.
Was ich auch immer sehr gerne mache – was im Real Life aber eher selten der Fall ist: mit der Hand das Gesicht des anderen streicheln oder führen. Das fühlt sich für beide sehr intensiv an und ist auch nicht nur auf Fotos hübsch!
Dann wollte ich unbedingt meine neue Palme in Szene setzen. Da ich auf Lichterketten stehe, habe ich den Stamm auch mit einer umwickelt.
Bei dieser Pose kann die Frau sich schön abstützen und ins Hohlkreuz gehen, um eine sexy Figur zur erhalten.
Hier musste Jessica zwar aufpassen, dass sie sich an dem Stamm nicht wehtut (die Zacken der alten Palmenwedel sind wirklich sehr hart), aber dafür sieht es halt toll aus, wenn sich sich nach hinten lehnen kann. Auch dieses „Kopf an sich ziehen“, fühlt sich für beide sinnlich an.
Switch zum Jumpsuit
Wie gesagt, hatte ich den Jumpsuit für die figurbetonteren Posen auserkoren. Jessica war auch damit einverstanden, dass Patrick oberkörperfrei sein darf.
Patrick sollte wieder seine Schultern aufdrehen, um breiter zu wirken. Dabei Jessica an der Taille an sich ziehen. Damit der Po nicht flach gedrückt wird, ist hier der Trick, ganz vor auf die Kante zu rutschen.
Mit dem Kuss wollte ich die Pose intensivieren. Patrick sollte Jessica nach hinten beugen. Dazu war es erforderlich, dass sie noch weiter nach vorne rutscht und sich an seinem Hals und an seinem Oberarm festkrallt.
Natürlich durfte auch meine Lieblingspose nicht fehlen. Mein großer Gartensessel (den ich auf dem Flohmarkt ergattert hatte) ist dafür sehr geeignet. Als Frau kann man sich auf seinen Schoß setzen, ohne dass es an den Knien weh tut. Gleichzeitig kann ich meine Pflanzen schön für den Hintergrund nutzen.
Ein Trick in der Fotografie ist es – so banal es auch klingt – einfach das Motiv aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Deshalb „springe“ ich auch viel um meine Pärchen herum, ändere die Pose ab, justiere das Licht, korrigierte Sachen im Hintergrund etc. So entstehen schnell viele verschiedene Fotos.
Kompletter Kontrast im Studio
Dasselbe Outfit wollte ich auch noch vor meiner Schattenwand umsetzen. Gerade bei Oberkörperfrei nutze ich gerne das Licht als Element. Man kann mit Licht und Schatten sehr sinnliche Stimmungen erzeugen.
Dann setzte ich noch meinen Lieblingseffekt ein: Nebel! Nebel funktioniert am besten, wenn er von hinten angestrahlt wird. Die Schwaden lösen sich aber relativ schnell auf und bilden einen Dunst. Aber auch den weiß ich kreativ zu nutzen.
Bildbearbeitung mit KI
Seit neuestem hat Photoshop eine integrierte KI Funktion. Damit ist es möglich, automatisch beliebige Elemente einzufügen, ohne dass es auffällt. Es passt zwar nicht immer alles sofort, aber das Rumspielen macht Spaß.
Weil ich mal wissen wollte, was ich aus meiner grauen Wand noch rausholen kann, bat ich Photoshop, hier die Wand mit einer „Lost Place“ Variante zu ersetzen. Ich fand das Ergebnis so beeindruckend, dass ich es gerne zeigen möchte. Solange man kein Purist ist (das sind die Fotografen, die Nachbearbeitungen jeglicher Art verteufeln), eröffnen sich dadurch unbegrenzte, kreative Möglichkeiten.
“Wow! Das hätte ich jetzt nicht erwartet!”
Meine Pärchen wundern sich immer, was ich solange das Licht hin und her schiebe und was generell mein Ziel ist. Und dann…wenn es so im Kasten ist, wie in meiner Vorstellung, zeige ich es ihnen.
“Wow! Das hätte ich jetzt nicht erwartet!” war bei diesen Bildern die Reaktion von Patrick. Männer sind ja oftmals immer etwas skeptisch, was ich aus ihnen herausholen kann, und so freue ich mich immer wieder, wenn ich sie überraschen kann.
Die Fotos hatte ich ursprünglich in schwarz/weiß aufgenommen. Das mache ich immer gerne, weil man da das Licht besser beurteilen kann. Um den Farblook kann man sich auch hinterher kümmern. So gefiel es den Beiden dann mit diesem Orangelook dann noch besser. Man beachte, wie die Lichtstrahlen durch den Nebeldunst für Atmosphäre sorgen! Ich probierte auch, das Licht genau zwischen die Gesichter zu stellen, das sorgte aber für einen völligen Detailverlust. Bei Gegenlicht gehen nämlich Kontraste verloren und das mag ich nicht. Ich möchte die Details erhalten.