Body Positivity – Erotische Fotografie für die Selbstliebe

Es ist gerade Januar. Das neue Jahr 2024 steckt noch in den Kinderschuhen, als mir der Gedanke kommt, doch mal einen Beitrag über Body Positivity zu schreiben. Kein übliches Tagebuch, sondern einfach mal meine Erfahrungen in Verbindung mit Fotoshootings.
Denn gerade der Januar ist ja der Monat, indem zunächst die Motivation groß ist, ins Fitnessstudio zu gehen…und dann ein paar Wochen später das Vorhaben wieder aufzugeben.

Ich weiß, dass viele meine Fotos gerne anschauen – teilweise schon anhimmeln – und sich aber nicht trauen, den Schritt zu wagen, einfach mal ein Fotoshooting selber in Angriff zu nehmen. Sie befürchten, dass sie auf den Fotos nicht gut rüberkommen werden. Jedenfalls habe ich das schon oft gehört. Mich stimmt das immer nachdenklich. Denn eigentlich geht es mir darum, dass meine Kunden bzw. Models eine schöne Zeit haben. Dass sie Spaß am kreativen Prozess haben und die Fotos zum Schluss einen WOW Effekt erzeugen. Bei Pärchen (oder auch Solo Shootings) gelingt mir das auch immer zuverlässig.
Diejenigen, die sich dann trauen, sagen dann meistens am Anfang zu mir, dass es ihr erstes Mal ist und sie sowas noch nie gemacht haben. Weil das wirklich sehr oft vorkommt, muss ich dann immer schmunzeln und freue mich darauf, Ihnen ein tolles Abenteuer zu bieten.
Ich hatte inzwischen schon X Personen von der Kamera und habe viele davon in normalen Klamotten über erotischen Dessous bis nackt an fotografiert. Dabei gab es eine wichtige Erkenntnis: Jeder hat irgendwo eine körperliche Schwachstelle, die ihm selber nicht gefällt. Ausnahmslos JEDER!!!

ABER – und jetzt kommt das große ABER – es ist mein Job, diese zu kaschieren oder zu retuschieren. Manche wollten Shootings schon verschieben, weil sie einen blöden Pickel bekommen haben, aber hey, sowas ist in Photoshop mit einem Mausklick behoben.

Jeder achtet auf etwas anderes

Damals wie heute bemerke ich oft, dass meine Models auf Sachen bei sich achten, die ich für überhaupt nicht kritisch halte.
Einige wollen z.B. nur von Links fotografiert werden, weil sie diese Gesichtshälfte attraktiver empfinden. Oder dass ihre Nase nicht so präsent ist. Oder, oder, oder…
Umso wichtiger ist es, wenn sie mir das im Vorfeld sagen. Dann achte ich auch explizit darauf, was sie wiederum zu schätzen wissen. Ich spiele dann auch mit offenen Karten “Nein, das muss ich anders machen. Ansonsten tötest du mich!”

Das ist auch ein wesentlicher Grund, wieso sich viele vor einem Fotoshooting scheuen: Sie haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, weil der Fotograf auf sowas nicht geachtet hat und sie mit den Ergebnissen unzufrieden waren: “Ich gefalle mir auf den meisten Fotos nicht.”
Umso mehr freue ich mich dann über solche Nachrichten:
“Vielen Dank, sind sehr schöne Fotos und ein tolles Tagebuch. Meine Frau ist auch begeistert und wenn das meine Frau sagt, hat das wirklich etwas zu bedeuten, weil sie sich sehr ungerne auf Bildern sieht.”

Ins kalte Wasser geworfen

Am Anfang, als ich mir noch Frauen über die Modelkartei und Facebook zum Fotografieren gesucht habe, lernte ich Lisa kennen. Sie war auch ein Newbie ohne Shootingerfahrung. An erfahrene Models kam ich damals nur schwer ran, weil mir schlicht ein Portfolio fehlte (und mir auch Arroganz entgegen schlug – anderes Thema).

Sie war auf ihren Bildern sehr attraktiv und ich fragte, ob wir auch Unterwäsche Fotos machen könnten. Sie sagte nicht Nein, aber natürlich auch nicht sofort ja. Ist ja doch immer eine Sache der Chemie. Jedenfalls meinte sie dann beim Shooting, dass wir es gerne machen können, allerdings hat sie ein Problem: Sie hatte eine große Operationsnarbe am Bauch. Das verunsicherte sie und sie bat mich, diese weg zu retuschieren. Als es dann soweit war, war ich natürlich nervös, aber gab mein Bestes. Auf der einen Seite versuchte ich Posen zu finden, wo man den Bauch nicht sieht – und auf der anderen Seite ignorierte ich es.

Was damals eine nervenaufreibende Erfahrung war, ist heute quasi Gewohnheit und Standard. Mit dem Unterschied, dass ich mir meine Models nicht suche, sondern sie zu mir kommen und mir vertrauen, alles aus ihnen rauszuholen.

Body Positivity aus meiner Sicht

“Jeder ist schön auf seine Art” Ja, aber nach meiner Erfahrung kann man das nur schlecht auf sich anwenden. Man würde sich schon etwas mehr “Schönheit” wünschen. Man vergleicht sich halt… Und man probiert Schönheitsfilter aus. Furchtbar – insbesondere, wenn man den Filter sieht.

Meine Fotos sind auch bearbeitet, aber ich gebe mir alle Mühe, dass man a) die Bearbeitung nicht sieht und b) so wenig wie möglich Bearbeitung notwendig ist. Ich freue mich daher öfter über das Kompliment “Wir wissen gar nicht, was man daran noch verbessern kann. Sie sind so unbearbeitet sehr schön.”

Mein Ziel bei Body Positivity ist demnach, euch mit Pose, Licht und Nachbearbeitung so hinzubekommen, dass ihr euch selber gerne anschaut.

Fotografen und ihre Ansichten

Ich weiß, dass es Fotografen gibt, die über Photoshop oder generell Nachbearbeitung die Nase rümpfen: “Wer nicht ohne auskommt, ist kein guter Fotograf!” Bullshit!
Bei Fotos oder generell Kunstwerken geht es darum, den Betrachter zu fesseln. Meine Pärchen sollen sie immer wieder gerne angucken und sich an das Erlebnis erinnern.

Wieso ich es als Erlebnis bezeichne? Weil es eins ist! Mein Fotostudio ist technisch bewusst wie ein Wohnzimmer aufgebaut. Ich benutze keine komplizierten Lichtsetups, sondern nur so viel wie nötig. Das führt dazu, dass ich mich auf meine Models konzentrieren kann und so viele Fotos entstehen. Selbstverständlich wäre noch viel mehr möglich – aber um die Gefühle einzufangen, reicht eigentlich nur sehr wenig.

Deswegen arbeite ich auch nicht mit Blitzen. Die Arbeit mit Blitzen ist ungemein aufwändiger und reißt die Models aus der Stimmung raus. Sie sollen aber alles um sich herum vergessen und sich fallen lassen. Und genau dann passiert die Magie! Durch das Fallen lassen sehen sie dann auch auf den Fotos erotisch aus. Ganz egal, wieviel sie anhaben.

Apropos Klamotten

Ein Großteil der Erotik geht auch von den Outfits aus. Das erkläre ich auch immer in meinen Shooting Tagebüchern. Ich weiß, was heiß aussieht und was eher nicht funktioniert. Je figurbetonter, desto besser lässt sich eine Pose formen. Es muss auch nicht immer das komplette Kleidungsstück drauf sein. Es reicht, wenn ein kleiner Teil für eine Fotoidee geeignet ist. 

Es gibt auch Outfits, die würde man privat sich vielleicht nicht bestellen oder nicht damit auf die Straße gehen (z.B. meine geliebten Choker Halsbänder oder großen Ohrringe). Aber sie sehen meistens sehr sexy aus und damit perfekt für Fotos.
Auch so eine Erfahrung: Männer sind oft Meinungslos. Erst wenn ich ihnen zeige, wie anders ihre Frauen aussehen können, wenn man hier und da etwas am gewohnten Look ändert, sind sie begeistert. Ich versuche sie dann immer zu motivieren, ihrer Frau zu sagen, was sie sich wünschen. Aber es scheint die Angst vorzuherrschen, was Falsches zu sagen. Auch hier ist meine Erfahrung, dass Frauen es eher zu schätzen wissen, wenn ihnen ihr Schatz ihre ehrliche Meinung sagt, dabei aber nicht gemein ist. Deswegen liebt es auch meine Frau, mit mir einkaufen zu gehen – ja ich weiß, das ist etwas, um was sehr viele Frauen meine Frau beneiden 😅
Auch andersrum ist wichtig: Ich selber trage sehr gerne Hemden, weil ich weiß, dass man darin gut aussieht. Polos und Shirts mit Aufdruck sind mir dagegen ein Graus. Die Männer haben zwar meist ein Hemd im Schrank, aber wenn sie zum Shooting kommen, fühlt sich das ungewohnt an. Sie tragen es halt kaum, obwohl ihnen ihre Frau beteuert, dass sie toll drin aussehen.
Und genau das ist ein Geheimnis einer sexuell erfüllenden Beziehung: Sich gemeinsam hübsch zu machen und zu wissen, dass man so dem anderen gefällt. Das Eine führt zum anderen. Gelebte Body Positivity

Body Positivity - wie man seinen Look so tunen kann, dass man heiß aussieht.
Ein Beispiel für mein Make over: Die Idee mit den wilden Haaren, die Lederjacke, sein schwarzen Hemd - dazu ein modelmäßiger Blick 😎