Janice und Marco – Spaziergang durch Schleußig
Aus der Not eine Tugend gemacht
Marco wollte kein Shooting in meinem Traumgarten machen… Eigentlich hatte er Lust auf eine Ruine oder so. Da sowas aber verboten ist (Lost Place Fotografie bedeutet fast immer Hausfriedensbruch!), nehme ich davon Abstand.
Ein paar Tage davor kam mir dann die Idee, auf einem Boot zu shooten. Wir trafen uns also am Bootsverleih… leider konnten die Beiden nicht so zeitig und sind dann noch in den Stau geraten, so dass uns schlicht nicht genügend Zeit mehr blieb. Ich switchte also um und meinte, dass wir einen Spaziergang durch Schleußig machen.
Die Könneritz Brücke
Es handelt sich um einen schöne Stahlbrücke, auf der ich zuerst shooten wollte. Allerdings gab es drei Probleme:
1. sehr viele Passanten und Verkehr
2. die Stahlträger waren voll mit Graffiti
3. mein Pärchen ging total unter bei dem Versuch, die Brücke mit auf´s Bild zu bekommen.
Daher entschied ich mich, die Brückenkonstruktion erstmal zu ignorieren und mich auf mein Pärchen zu konzentrieren – zumal sie sowieso noch nicht entspannt waren.
Zunächst war Marco etwas unbeholfen, wie er sich elegant an das Geländer stellen sollte. Ich machte ihm die Pose vor und auch, wie sich Janice an ihn schmiegen kann.
Das ist übrigens etwas, was alle mögen: Egal ob Mann oder Frau, ich kann jede Pose vormachen – was auch immer zu Lachern führt, wenn ich feminin den Po rausstrecke 😀
Wie bekommt man Entspannung in jede Situation? Richtig! Mit Humor! Also sagte ich Marco, er soll Janice etwas lustiges ins Ohr flüstern. Männer sind übrigens sehr gut darin, völligen Blödsinn von sich zu geben – wenn sie dürfen 😉
Und so entstand diese sehr spontane Fotoreihe.
Reaktionsgeschwindigkeit gehört zu einem Fotografen dazu, denn manchmal kommt es auf die richtige Millisekunde an (ich fotografiere in den seltensten Fällen im Serienbildmodus – lieber konzentriert auf den richtigen Augenblick warten und blitzschnell abdrücken.
Auf jeden Fall entstand so diese Foto, als ich den Beiden ihr Lachen sah. Schnell rangegangen und abgedrückt. Dass der Bildausschnitt dabei nicht unbedingt perfekt wird, ist egal – die Gefühle müssen wirken!
Alle Hände auf dem Bauch ist nicht ganz so optimal, wenn es kein Schwangerschaftsshooting sein soll. Ich änderte die Hände dann auch nach der Aufnahme. Später fanden wir das Bild aber trotzdem toll, so dass es bearbeitet wurde.
Dann wollte ich es doch noch probieren, mehr von der Brücke zu zeigen. Also wechselte ich auf mein Weitwinkelobjektiv und spielte mit der Perspektive. Das Backsteingebäude und das Stahlgerüst hatten viel von dem Lost Place Charakter, den sich Marco gewünscht hatte. Ok, über die Graffiti ärgere ich mich immer wieder, aber lässt sich nun mal nicht ändern (Also eigentlich schon in Photoshop, aber das ist dermaßen aufwendig, dass es sich nicht lohnt. Die Bilder würden dadurch nicht besser werden.)
Wie sehr ich auf die Wünsche meiner Pärchen eingehe, sieht man hier: Janice mag ihre linke Gesichtshälfte lieber (ist bei so gut wie bei jedem der Fall) und Marco wollte seine Tattoos zeigen. Eh voilá 😀
Bei der Poste sage ich gerne, die Frau soll sich um den Hals ihres Mannes fallen lassen. Und ein Bein nach hinten aufgestellt (oder leicht angehoben). Die Hände locker halten und die aufliegende Hand zur Kamera.
Spontan auf dem Fußweg
Wir verließen die Brücke und liefen einfach die Könneritzstraße lang ohne ein konkretes Ziel. Ich befinde mich in dem Moment im Suchermodus. Das heißt, ich scanne die Umgebung nach brauchbaren Spots ab.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite fiel mir dieser Zaun mit der Steinmauer auf. Farblich passte es super zu Janice´s Kleid und Haaren. Auch wenn es nicht so aussieht, die Pose war doch sehr anstrengend, so dass ich mich nicht lange daran aufhielt.
Ich wollte dann was anderes versuchen, muss aber zugeben, dass ich nicht 100%ig mit dem Bild zufrieden bin. War halt ein Versuch…
Zudem musste ich es in Schwarz/Weiß bearbeiten, weil die Autofarben überhaupt nicht zusammen passten.
Genau gegenüber in der Häuserschlucht fand ich die Treppe spannend. Die Pose ist auch komplizierter, als sie aussieht. Janice machte ich sie vor (wieder Lacher ;-)), weil die Beinhaltung schwierig zu erklären war.
Männer dürfen auch mit offenen Beinen sitzen. Um dennoch den Schritt zu kaschieren, wird einfach eine Hand über das Bein gelegt.
Industrielle Lofts
Im „Hinterhof“ war dann wieder der Fluss mit diesen tollen Gebäude. Was früher mal eine Fabrik war, ist heute ein Wohngebäude mit Lofts. Ich habe mal gehört, dass es zur teuersten Wohngegend von Deutschland gehört – weiß allerdings nicht ob das stimmt (und lohnt auch nicht, das zu recherchieren;-))
Mit etwas Mut ließ sich Janice von Marco auf das Geländer setzen. Erforderte aber auch etwas Überzeugungskraft 😉
Unten fühlte sie sich gleich wieder wohler.
Wieso die Farblooks unterschiedlich sind? Zum einen, weil ich Abwechslung mag und zum anderen, weil ich jedes Bild einzeln bearbeite und dann auch schaue, welcher Look mir für das jeweilige Bild am Besten gefällt.
Irgendwie fehlt mir noch etwas Dynamik und so forderte ich Marco auf, Janice zu streicheln. Das machte den Ausdruck noch intensiver.
Dann wollte ich einen Outfitwechsel…aber mir fiel auf, dass ich Janice´s tolles Kleid noch gar nicht von hinten fotografiert hatte. Daher ließ ich mir kurzerhand diese Pose einfallen.
Schlicht...an einer Haustür
Während sich die Beiden umzogen, nahm ich die Haustür in Augenschein. Der Plan war, Spiegelbilder zu machen. Ich musste wieder auf mein Weitwinkel switchen, denn ich hatte kaum Platz. Zudem war es äußerst schwierig, eine hübsche Pose zu finden, die auch in der Spiegelung schön aussieht. An dem einen Fenster befand sich noch ein Schild, was ich aber im Nachgang retuschieren konnte.
Verdammte Mücken
Wir begaben uns auf dem Weg zurück und es war schon sehr dunkel geworden. Dennoch schlug ich den Weg in ein Waldstück ein und ließ wieder meinen Blick schweifen. Ich entdeckte eine Stelle, wo wohl ein Baum umgekippt und teilweise zersägt war. Die Teile lagen aber noch verstreut rum. Was aber perfekt war, um romantische Sitzposen umzusetzen. Leider waren dort extrem viele Mücken, die uns das Leben schwer machten.
Auch bei dieser Kuschelpose habe ich etwas rumprobiert, damit sie trotzdem sexy aussieht. Janice musste sich dazu ähnlich wie auf der Treppe hinsetzen. also nur auf eine Poseite und das obere Bein über das untere angewinkelt legen.
Die Macht der Bearbeitung.
Das erste Bild ist so, wie ich es fotografiert habe. In Schwarzweiß, um die Kontraste besser zu sehen. Wie gesagt, es war schon sehr dunkel und ich musste die Empfindlichkeit (ISO) hochschrauben. In der Bearbeitung habe ich mich dann für einen Farblook entschieden und noch künstliche Sonnenstrahlen hinzugefügt. Allerdings hat das Ursprungsbild auch einen tollen Look, so dass ich mal den Unterschied zeigen wollte. Da meine Pärchen auch immer die Originalbilder bekommen, ist es dann immer spannend, welcher Look ihnen am Besten gefällt.